Elisabeth Lesche und Michael Stillfried

Praxisübernahme

Viele Wege führen zu einer eigenen Praxis.

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Eine dieser Optionen ist die Praxisübernahme einer bestehenden Praxis auf dem Land. Weil es auch hier einiges zu beachten gilt und es teilweise schwierig sein kann, sich im bürokratischen Dschungel zurecht zu finden, haben wir euch eine kleine Checkliste zusammengestellt:

1. Zeitmanagement
Im Vordergrund, noch vor allen anderen konkreten ToDo’s einer Praxisübernahme, steht ein gutes Zeitmanagement. Von der Idee einer Übernahme bis zum Aufmachen der Praxistür am ersten Arbeitstag können mehrere Jahre liegen. Gerade wenn die Praxis in einer anderen Region liegt, bedarf es genug Vorbereitungszeit, um sich auch privat auf Wohnungssuche zu begeben, und eventuell Partner:in und Kinder auf den Wechsel der Umgebung vorzubereiten.

2. Budgetierung
Mit der Entscheidung für eine eigene Praxis geht auch immer eine große finanzielle Verantwortung einher. Auch wenn die finanziellen Risiken bei einer Übernahme geringer sind, als bei einer Neugründung, ist es wichtig, sich über die eigenen finanziellen Mittel bewusst zu werden und darauf basierend eine Entscheidung zu treffen. Erstell‘ dir am besten einen Businessplan für die nächsten 5-10 Jahre und wende dich damit an deine Bank bezüglich einer Finanzierung. Neben dem einmaligen Kaufpreis sollten auch laufende Kosten und eventuell nötige Investitionen mit einberechnet werden.

3. Praxissuche
Sollte die finale Entscheidung getroffen sein, eine Praxis übernehmen zu wollen, gilt es sich auf die Suche nach einer geeigneten Praxis zu machen. Hier in Brandenburg auf dem Land sind Ärzt:innen vermehrt auf der Suche nach Nachfolger:innen. Das Angebot ist meist größer als die Nachfrage.

Tipp: In der Praxisbörse der KVBB findest du entsprechende Angebote: https://www.kvbb.de/boersen/praxisboerse/. Das Praxisexposé lässt häufig schon Rückschlüsse auf den Zustand und das Potential der Praxis zu. Es ist die Visitenkarte der Praxis und somit gleichzeitig auch Aushängeschild. Bedenke bei deiner Entscheidung auch die Infrastruktur der Region. Kannst du dir vorstellen, hier zu wohnen und dich langfristig niederzulassen? Welche anderen Regionen kommen mit deinem Budget noch in Frage?

Die gute Nachricht: Aufgrund des Ärztemangels sind Zuschüsse der KVBB in ausgewiesenen Förderregionen in Höhe von bis zu 55.000 € möglich. Mach‘ dich rechtzeitig schlau, um von den Finanzierungsmöglichkeiten zu profitieren.

4. Zustand der Praxis
Ist eine für dich attraktive Praxis in Aussicht, gilt es einige Dinge zu beachten. Bevor du die Praxis von jemand anderem übernehmen kannst, ist es wichtig, sich über den Ist-Zustand der Praxis bewusst zu werden. In vielen Fällen lag die Praxis schon seit mehreren Jahrzehnten in der Hand einer Ärztin oder eines Arztes und das ein oder andere Equipment ist vielleicht schon in die Jahre gekommen. Deswegen solltest du dich ehrlich fragen: Sind manche Räume renovierungsbedürftig? Welches Inventar sollte ausgetauscht werden? Ist das medizinische Equipment auf dem neusten Stand? Gerade für die letzte Frage lohnt es sich Kolleg:innen zu Rate zu ziehen, die eine fundamentierte Meinung geben können. Da der Prozess der Übergabe sich über einen längeren Zeitraum ziehen kann, sollte man auch währenddessen den Zustand der Praxis nicht aus den Augen verlieren.

5. Personal
Ein wesentlicher Bestandteil der Praxis ist, neben der materiellen Ausstattung, vor allem das Personal. Eine gut geführte Praxis mit langjährigem Patientenstamm steht und fällt mit dem Personal. Damit die Praxisübergabe nicht wie aus heiterem Himmel kommt, sollten alle Beschäftigten und an der Praxis beteiligten Personen frühzeitig über den Plan der Übergabe informiert werden. Versuche am besten, wenn es dir möglich ist, Einzelgespräche mit Mitarbeitenden zu führen und ein Gefühl für die einzelnen Beschäftigten und das allgemeine Arbeitsklima zu erhalten.

6. Patientenstamm
Was wäre eine Arztpraxis ohne ihren Patientenstamm? Um die Praxis erfolgreich weiterführen zu können, kann es deshalb hilfreich sein, ein persönliches Kennenlernen z. B in Form eines Tags der offenen Tür anzubieten. Zur erfolgreichen Übergabe der Praxis zählt zudem auch die Übersicht aller Patientendateien. Diese enthalten häufig sensible Informationen. Die Schweigepflicht und Datenschutzbedingungen müssen auch beim Weiterreichen der Patienteninformationen eingehalten werden. Dies bedarf häufig der Einzelzustimmung der Patient:innen. Sprich das deshalb am besten im Vorhinein mit dem Praxisabgeber ab.

7. Verträge
Jetzt geht es an die Substanz! Die Leitung einer Praxis ist auch immer mit bürokratischen Prozessen verbunden. Deshalb ist es wichtig eine Übersicht aller wichtigen Verträge zu haben und alles was zuvor durch mündliche Absprachen geregelt wurde, vertraglich festzuhalten. Damit können im Nachhinein viel Ärger und Missverständnisse vermieden werden. Zu den wichtigsten Verträgen zählen Arbeitsverträge, Finanzierungs- und Serviceverträge, sowie Versicherungen und der Miet-, Kauf- oder Pachtvertrag der Immobilie. Ziehe am besten einen Notar/eine Notarin zur Klärung zu Rate.

Mehr dazu findest Du hier: https://www.kvbb.de/praxis/vertraege-und-recht/

8. Steuern
Puhh, niemand mag Papierkram! Doch was für Verträge gilt, lässt sich genauso auch auf Steuerunterlagen übertragen. Eine klare Übersicht ist auch hier das A und O. Bei der Übergabe sind mindestens die steuerrechtlichen Unterlagen der letzten drei Jahre relevant. Bestenfalls werden die Unterlagen vierteljährlich durch einen Steuerberater/eine Steuerberaterin geprüft.

9. Finanzen
Arztpraxen sind nach wie vor Einzelunternehmen, die einen finanziellen Gewinnen erwirtschaften sollten. Eine klare finanzielle Aufstellung schafft klare Verhältnisse. Hierbei ist es wichtig, private und berufliche Verpflichten strikt voneinander zu trennen.

10. Juristische Absicherung
Sollte soweit alles unter Dach und Fach sein, scheu‘ dich nicht, eine Rechtsberatung miteinzubeziehen, die nochmal über Verträge und mögliche Zusatzklauseln drüber guckt. Entsprechende Angebote gibt es bei spezialisierten Kanzleien.

Ansprechpartner:innen bei der KVBB

Deine Fragen beantworten die Berater der KVBB gern in einem persönlichen Gespräch. Am besten vereinbarst Du gleich einen Termin.

Niederlassungsberaterin
Elisabeth Lesche
Telefon: 0331 2309-320
E-Mail: niederlassungsberatung@kvbb.de

Betriebswirtschaftlicher Berater
Michael Stillfried
Telefon: 0331 2309-280
E-Mail: mstillfried@kvbb.de

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