KVBB und MHB bringen Studierende, Kommunen und Landärzte zusammen
Wie es ist, auf dem Land zu leben und vor allem, wie es ist auf dem Land zu praktizieren, davon konnten sich am vorletzten Oktober-Wochenende sechs Studierende der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) ein Bild machen. Bei schönstem Herbstwetter ging es mit dem MHB-Mobil und zwei Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) in den Nord-Osten Brandenburgs, nach Angermünde.
Nach einem ersten „Get Together“ im Rathaus ging es auf einen interessanten Stadtrundgang durch die Altstadt. Mit spannenden Facts und Anekdoten wusste der Bürgermeister Frederik Bewer für das Leben in und um Angermünde zu beeindrucken. Was es mit dem alljährlichen „Hirschtreiben“ auf sich hat, dem Schand-Esel vor dem Rathaus oder mit den künstlerisch gestalteten Findlingen, die sich überall in der Stadt verteilt befinden, all das konnten wir erfahren.
Gestärkt vom Mittagessen ging es als nächstes zur ersten von drei Hausarztpraxen. Keine 10 Minuten Fußweg vom Rathaus entfernt schlugen die Studierenden in der Praxis von Herrn Patzschke auf, der seit ca. 40 Jahren in Angermünde praktiziert und auf der Suche nach interessierten Nachfolger*innen ist. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gab es eine Praxisführung für die angehenden Ärztinnen und Ärzte und erste Fragen zur Praxisausstattung und zu den Besonderheiten des Arzt-Patienten-Verhältnisses wurden beantwortet.
Anschließend ging es mit dem MHB-Mobil weiter nach Pinnow, eine 920-Seelen-Gemeinde ca. 10 km nordöstlich von Angermünde. Hier wartete bereits Herr Dr. Bock in seiner Landarztpraxis auf die Studierenden. Auch Herr Dr. Bock ließ sich umfangreich von den Studierenden zu allen Facetten des Landarztdaseins interviewen. Von den Herausforderungen einer Praxiseröffnung über die Relevanz des Einzugsgebiets, bis hin zur besonderen Bedeutung, sich auf dem Land mit Fachkollegen zu vernetzen – von diesen und weiteren Erfahrungen konnten die angehenden Mediziner*innen profitieren.
Angermünde – Haus Uckermark
Zurück in Angermünde stand noch ein Besuch im „Haus Uckermark“ auf dem Plan, bevor es dann nach Biesenbrow zum gemütlichen abendlichen Ausklang ging. Biesenbrow ist der Ort, der für Ehm Welk als Vorlage für dessen literarisches Werk „Die Heiden von Kummerow“ diente – ein „Bestseller“ würde man heute vielleicht sagen. Der Ort ist somit ein Highlight, den der Bürgermeister den Studierenden nicht vorenthalten wollte.
Zur gemütlichen Abendrunde im Dorfgemeinschaftshaus gesellten sich neben dem Bürgermeister auch wieder Herr Patzschke, eine Mitarbeiterin aus der Stadtentwicklung sowie eine Ärztin in Weiterbildung aus der Region dazu. In lockerer Atmosphäre konnten alle Anwesenden bei und nach dem Essen die Erfahrungen des Tages Revue passieren lassen und nach Lust und Laune in den Austausch gehen. Wie gelingt es beispielsweise einer angehenden Ärztin Beruf und Familienplanung zusammenzubringen und welche Förder- und Beratungsmöglichkeiten gibt es von der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg? Diese und weitere Themen fanden in individuellen Gesprächen einen Raum.
Sonnenaufgang am Wolletzsee
Der nächste Morgen hielt ein ganz besonderes Angebot bereit. Für die die wollten lud der Bürgermeister höchstpersönlich zum Sonnenaufgang am Wolletzsee. Über mangelndes Engagement seitens der Kommune konnte man sich also wirklich nicht beschweren. Im Gegenteil, es blieb kein Zweifel offen, dass angehende Ärzte in Angermünde herzlich willkommen sind.
Nach zwei weiteren Führungen am Stolper Turm und im NABU Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle in Kerkow war die „Sternfahrt“ um Angermünde fast komplett. Zum Abschluss kam noch etwas ganz Besonderes auf die Studierenden zu. Nachdem Herr Kretschmann nachmittags ebenfalls durch seine Praxis führte, bekamen alle Studierende die Möglichkeit, sich bei ihm zu Hause einen Eindruck zu verschaffen, wie man als Landarzt so leben kann, als Jäger, mit Pferden, Hund und Katzen, mitten in der Natur. Bei Kaffee, frischem Brot und selbstgemachtem Schmalz klangen zwei erlebnisreiche Tage aus, mit hoffentlich interessanten Impulsen für die Studierenden.
Initiiert wurde die Tour im Übrigen vom Förderverein der MHB. Die KVBB beteiligte sich organisatorisch und finanziell. Denn unser gemeinsames Ziel ist es, dem medizinischen Nachwuchs schon frühzeitig Land und Leute näherzubringen und ihn für die ärztliche Tätigkeit im Land Brandenburg zu begeistern.